Niesky macht Ernst mit Windrädern aus Holz

Aus der Idee von Gymnasiasten könnte eine Produktion in Niesky und im Landkreis werden. Das Potenzial ist analysiert und Dresden trägt das Projekt mit.

09.01.2023, Sächsische Zeitung
von Steffen Gerhardt

Es ist die Idee von Nieskyer Gymnasiasten, Windräder aus Holz statt aus Beton und Stahl zu bauen. Geboren wurde sie während einer zweitägigen Innovationswerkstatt. Diese hatten im Sommer vergangenen Jahres das Schleiermacher-Gymnasium, die Entwicklungsgesellschaft Eno und die Görlitzer Innovationsagentur Grantiro in Niesky veranstaltet.

Aufgabe der Schüler war es, alternative Ideen und Projekte zum Strukturwandel aufzuzeigen. Dabei spielt die Windenergie – als Alternative zur Lausitzer Braunkohle – eine große Rolle. Auf dem Neujahrsempfang der Stadt Niesky am Freitag sagte Oberbürgermeisterin Kathrin Uhlemann, dass diese Idee konkrete Form annimmt. “Das Team aus Jugendlichen hat recherchiert, geprüft, Wissensträger konsultiert und vor Gremien ihre Überlegungen präsentiert.”

Die Oberbürgermeisterin nennt es keinen Zufall, dass im Dezember Vertreter aus dem sächsischen Regionalministerium nach Niesky kamen, um sich das Museum und die Stadt zeigen zu lassen. Am Ende fuhren sie mit dem Versprechen an Niesky nach Hause, eine Machbarkeitsstudie zu finanzieren. Diese beinhaltet die Windräder aus Holz. “Der Antrag ist bereits fertig und wir sind zuversichtlich, dass wir noch im Frühjahr weiter durchstarten mit diesem Thema”, sagt die Oberbürgermeisterin.

Arbeitsplätze in die Lausitz holen

Drei Ziele will Niesky damit verfolgen: Die Produktionskapazität für Windräder in Deutschland zu erhöhen, neue Arbeitsplätze in der Lausitz schaffen und die Nachhaltigkeit von Windrädern durch den Baustoff Holz verbessern. Ganz neu ist die Idee nicht. Bereits vor zehn Jahren wurde vom Unternehmen Timber Tower der erste Holzturm für Windkraftanlagen in Betrieb genommen. Mit einer Nabenhöhe von 100 Metern steht er auch heute noch bei Hannover und erzeugt 1,5 Megawatt Elektroenergie. Nach Firmenangaben steckt Holz aus etwa 1.000 Bäumen in dem wie aus dem Baukasten aufgebauten Turm.

Dieser Holzturm, auf dem der Generator samt Flügel montiert wird, konnte sich aber nicht durchsetzen. Es blieb bei dem einen Prototyp. Aus heutiger Sicht kam die Erfindung aus Norddeutschland zu früh, zudem fehlte es an Investoren und Geldgebern. In Schweden baut man seit Kurzem ebenfalls Holzwindräder, aber nach einer anderen Technologie. Statt einem zusammengebauten Holzgerüst besteht in Schweden der Turm aus geleimten Schichtholz. Das Unternehmen Modvion sieht darin ein geringeres Gewicht und eine höhere Festigkeit gegenüber den verschraubten Stahlelementen.

Nach welcher Technologie die Nieskyer Windräder gebaut werden, ist offen. Auf alle Fälle soll nicht nur der Turm, auch die Rotorblätter aus dem nachwachsenden Rohstoff gefertigt werden. Dabei denkt Niesky auch an den Rückbau von Windkraftanlagen. Holz ist leichter und umweltschonender zu händeln, als Stahl, Beton und der Kunststoff der Rotorblätter. Die Machbarkeitsstudie soll aufzeigen, wer wo und wie die Fertigung auf die Beine stellen kann. Der Standort muss nicht allein in dem holzbauverpflichteten Niesky sein. Der gesamte Landkreis wird in Betracht gezogen.

Dass die Ideengeber, also die Gymnasiasten, den ganzen Prozess nicht nur begleiten, sondern darin eingebunden sind, ist Bestandteil des Vorhabens. Fünf Arbeitspakete schnürt die Stadt dafür: Analyse der Marktpotenziale, das Erfassen der Marktteilnehmer und möglicher Standorte sowie die Akquise von Projektpartnern. Das alles soll innerhalb von drei Monaten Bestandteil einer Entscheidungsvorlage für die Projektidee werden. Das Papier wird in einem fünften Schritt diskutiert und soll in einem Konzept zur Produktion von Windrädern münden.

Quelle: Niesky macht Ernst mit Windrädern aus Holz | Sächsische.de (saechsische.de)